Das etwas andere Jahres-Strategie-Meeting…

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Warum es gut sein kann, Gewohnheiten und Erwartungen nicht immer zu bedienen, um aus der Ungewissheit des Augenblicks ein kreatives Momentum der Gemeinschaft zu erschaffen.

Mir kam die Organisation des sogenannten Hotelmeetings in diesem Jahr schon etwas merkwürdig vor. Bei diesem zum Ende des Be1Eye-Geschäftsjahres wiederkehrenden Ereignisses war der Veranstaltungsort in den vorangegangenen Jahren lange im Voraus bekannt. In diesem Jahr war nur klar, dass wir nicht die bewährte Veranstaltungslokalität aus dem Vorjahr aufsuchen werden. Die Info über den Veranstaltungsort sollte uns rechtzeitig im Voraus bekannt gegeben werden.

Da ich nicht in Hamburg wohne, fragte ich unseren Geschäftsführer Leif Holst eine Woche vor dem Termin, ob er mir nicht den Veranstaltungsort bekannt geben könne, damit ich mir in der Nähe ein Hotelzimmer buchen kann. Aber das konnte er nicht. Heute weiß ich natürlich, dass er schon hätte können, aber nicht wollte. „Komisch“, dachte ich bei mir, „warum nur wurde noch kein Tagungsraum gebucht?“ Immerhin muss sich doch auch die Veranstaltungslokalität auf die Ausrichtung eines Meetings vorbereiten. Also folgte ich Leifs Empfehlung und buchte mir ein Zimmer in der Hamburger Innenstadt, denn dort könne mich bestimmt ein Kollege nach der Veranstaltung absetzen.

Zwei Tage vor dem Termin kam dann endlich die Nachricht mit dem Treffpunkt. Im Café Buena Vista am Diebsteich sollten wir uns um 08:00 Uhr treffen. Ok, los geht es im Stadtteil Altona Nord direkt am S-Bahnhof Diebsteich. Ganz schön rustikal die Gegend. Es sollte spannend bleiben.

Am Morgen unseres Hotelmeetings trafen wir uns dann pünktlich im Café Buena Vista. In dem kleinen kubanischen Café wurden wir mit einem ausgewählten Frühstückbuffet begrüßt. Zu lateinamerikanischen Klängen erfreuten wir uns an Chorizo, geräuchertem Schinken, einer Käseauswahl und frisch gebackenen Brötchen. Das kubanische Inhaberpärchen verwöhnte uns mit Kaffeespezialitäten und frisch zubereiteten Eierspeisen. Dieses Café schmiegt sich authentisch an den schmuddeligen S-Bahn-Ausgang und bringt Cubas abgewetzten, aber lebendigen Flair direkt hier her. Ich muss hier unbedingt noch einmal am Abend her, denn der Mojito soll besonders gut schmecken.

Derweil unterhielten wir uns in kleinen Grüppchen und ich fragte mich, wie es wohl weiter gehen würde, denn das Café Buena Vista ist nun wirklich keine Tagungslokalität. Mit zwei meiner Kollegen frotzelte ich ein wenig und wir mutmaßten, ob vielleicht im Zelt hinter dem kleinen Haus, das Meeting abgehalten werden würden. Es lag eine neugierige Spannung in der Luft. Alles war so anders, als in den Jahren zuvor. Was nur hatte die Geschäftsleitung vor?

Durch die besonderen Gegebenheiten in diesem Jahr haben wir alle sehr viel aus dem Homeoffice gearbeitet. Wir sehen uns jeden Morgen in unserem virtuellen Tages-Kick-Off-Meeting, aber dass wir alle mal zusammen im Büro anwesend waren, war lange her. Als wachsendes Unternehmen befinden wir uns in einem ständigen Optimierungsprozess. Dies führt natürlicherweise auch mal zu Reibungen im Team, wenn die Prozesse in den Tagesablauf integriert werden. So gab‘ es auch die ein und andere Ladung, die sich vielleicht gewünscht hatte, sich im Rahmen des Meetings Luft machen zu können.

Dann plötzlich der Aufbruch! Zu Fuß gingen wir zur nächsten Straßenecke. Das Ziel ein rotes Backsteingebäude, wahrscheinlich aus den 1960er Jahren. Vermutlich ein ehemaliges Fabrikgebäude, welches später zu urbanen Büro-Lofts umgebaut wurde. Durch den unscheinbaren Eingang in der Hofdurchfahrt kamen wir erst in einen kleinen Vorraum und dann in einen großen Raum, in dem ich auf den ersten Blick nichts entdecken konnte, was auf eine Besprechung hindeutete. Ganz im Gegenteil! Der Raum war quasi leer. Außer einem Klavier und ein paar Trommeln konnte ich nichts erkennen. Nichts was auch nur annähernd an einen Tagungsraum erinnerte.

Mit wenigen Worten eröffnete uns Leif, dass wir den Tag mit einem Trommelworkshop beginnen würden. Was für eine coole Idee dachte ich mir! Mein inneres Kind jubilierte. Gemeinsam musizieren und etwas kreieren macht den meisten Menschen viel Freude und verbindet untereinander. Paul Lazare, Inhaber der Lazaremusic, übernahm das Ruder und führte uns als Trainer durch eine erfrischende und energetisierende musikalische Erfahrung. Es ist doch erstaunlich, in welch kurzer Zeit eine Gruppe in der Lage ist, sich auf neue Gegebenheiten einzulassen, um gemeinsam mit Begeisterung ein zuvor definiertes Ziel zu erreichen. Am Ende der Trommelreise hatten wir auf jedem der drei uns überlassen Instrumente einen eigenen Rhythmus einstudiert und alle waren in der Lage jedes der Instrumente in einem gemeinsamen harmonischen Klangteppich zu vereinen. Hammer!

Auch wenn nicht alle der 15 Teilnehmer von Anfang an gleichermaßen über diesen interaktiven Auftakt in den Tag begeistert waren, hatte ich den abschließenden Eindruck, dass am Ende doch alle sehr angetan waren. Die Lebensfreude pulsierte durch unsere Körper und die Gespräche wurden konstruktiver.

Die Reise ging weiter. Um die nächste Station zu erreichen, sollten wir mit dem Pkw eine gute Stunde gen Norden fahren. Durch unsere anregenden Gespräche im Auto verging die Zeit wie im Flug. Als wir auf den Parkplatz fuhren, war klar, dass dieses Hotelmeeting auch weiterhin alle Erwartungshaltungen sprengen würde, denn wir erreichten die Anlage des SwinGolf-Storman. Bei traumhaftem Herbstwetter wurden wir von Frau Karin Haecks, der freundlichen Inhaberin, empfangen. Mittlerweile verspürten wir einen kleinen Hunger und waren sehr dankbar, dass ein kalt/warmes Buffet auf uns wartete. In der sanft wärmenden Herbstsonne genossen wir die wohlschmeckenden Speisen. Unsere Blicke schweiften dabei über das weite Land und die sich vor uns ausbreitende 18-Loch-Swin-Golf-Anlage. Ich vermute, dass während des Essens in entspannter Atmosphäre bereits das ein und andere Missverständnis geklärt werden konnte.

So gestärkt, wurden wir von Frau Haecks und einem Golftrainer in die Regeln des SwinGolfs eingeführt. SwinGolf – haben Sie schon mal davon gehört? Ich vermute, dass keiner von uns jemals zuvor von dieser Sportart gehört hat. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Golf und Minigolf. Nach den ersten Schlägen auf der Driving Range und dem Putten auf dem Grün, losten wir vier Gruppen aus. Schnell noch die Bollerwagen mit gekühlten Getränken gefüllt und los ging’s.

Auf dem weitestgehend naturbelassenen Platz, der ohne große Eingriffe in die Landschaft gestaltet wurde, erlebten wir ein sportliches, ungezwungenes Naturerlebnis. Ich bekam eine Ahnung, warum es so viele Golf begeisterte Menschen gibt, denn wir hatten eine Menge Spaß auf dem Platz. Interessant, dass am Ende des Tages die Ergebnisse des Turniers nur eine nebensächliche Rolle spielten. Wir kamen noch einmal auf der Terrasse zusammen und ließen den Abend gemeinsam ausklingen.

Alles in allem erfüllte mich der Tag in Gemeinschaft unter KollegenInnen. Ich ziehe meinen Hut vor unseren Geschäftsführern Jan Neumann und Leif Holst, die den Mut hatten, alte Gewohnheiten zu opfern, damit wir uns in einem sich stetig wandelnden Umfeld neu entdecken konnten. Gerade in diesen Zeiten, wo Homeoffice und Isolation unsere Lebens- sowie Arbeitsumstände prägen, ist es von immenser Bedeutung, in welche Richtung wir unsere gemeinsamen Zusammenkünfte lenken. Das bedeutet nicht, dass wir die Probleme und Reibungen in unseren Gruppen ignorieren. Es bedeutet, dass wir uns ganz bewusst auf Freude, Leichtigkeit, Zusammengehörigkeit und Lebendigkeit fokussieren. Mit dieser Ausrichtung wird es uns möglich sein, alle Herausforderungen zu meistern, vor die uns das Leben stellt.